Chöre des Spekulativen (R: Sebastian Blasius)

© Florian Krauss

Online-Premiere am 23.4.2021

Heizhaus / PSR, Uferstudios Berlin, FWT Köln

mit Texten von Ebru Nihan Celkan, Vinicius Jatobá, Amahl Khouri, Paul P. Zoungrana, Karima El Kharraze, deufert + plischke, Zhu Yi, Björn SC Deigner, Antigone Akgün, Sophokles, Henrik Ibsen, Jean Racine, Molière, Samuel Beckett, William Shakespeare, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller u.a.

Was hätte der Chor heute zu sagen?

Im antiken Drama war der Chor zentrales Element auf dem Theater – in Dramen und Aufführungen fand er seinen Platz meist zwischen den Protagonist*innen und dem Publikum. Mit der Entwicklung des Theaters der Neuzeit verschwand er von den Bühnen und mit ihm die Stimme, die kommentierte, und kontextualisierte oder – wie Roland Barthes schreibt – das “fragende Element”.

Chöre des Spekulativen stellt die Frage, was der Chor zu den Texten und Szenen der Neuzeit zu sagen, wie er sich zu ihnen verhalten hätte, wäre er nicht von ihnen ausgeschlossen worden: Wie hätte er sich positioniert zum Theater des Barock, zum Theater der Aufklärung, wie zum Theater der Nachkriegszeit? Wie hätte er diese Szenerien, die zumeist das Individuum ins Zentrum stellten, kommentiert, wie sie befragt und konterkariert, wie hätte er ihnen beigewohnt? Chöre des Spekulativen lädt ein zur Begegnung mit einem Chor, der sich spekulativ-retrospektiv, wesentlichen Stationen der Theatergeschichte annähert. Zugleich stellt das Projekt die Frage, wie eine heutig relevante Form des Chorischen aussehen kann: Ist der Chor immer eine Einheit oder kann er nicht viel eher diverse Positionen und Perspektiven in sich vereinen?

Der Fokus liegt dabei auf Perspektiven der Gegenwart, acht Autor*innen aus Jordanien, Brasilien, China, der Türkei, Marokko, Burkina Faso, Griechenland und Deutschland perspektivieren ausgewählte Texte neu und erschaffen eine dekoloniale Perspektive auf das, was wir als den ‘westlichen Kanon’ bezeichnen.

Die Zuschauer*innen werden im Heizhaus Teil einer szenischen Installation: Statt auf festen Plätzen zu sitzen sind sie Teil der mobilen Gemeinschaft, die ihre Perspektive selbst bestimmt und immer neu wählt.

Regie: Sebastian Blasius
Raum: Mark Lammert
Dramaturgie: Dirk Baumann
Kamera & Stream: Jan Voges
PR/Öffentlichkeitsarbeit: Yven Augustin
Assistenz: Leonie Hahn

Mit: Leonard Dick, Alexandra Finder, Fabian Hagen, Maria Helgath, Berit Jentzsch, Brigitta Schirdewahn

Aus den Kritiken:

„Eine treffsichere Idee des Regisseurs Sebastian Blasius , die „Chöre des Spekulativen“ neu zu befragen, nicht mehr nur aus antiker oder Schleef’scher Sicht, sondern aus den heutigen Polyperspektiven. (…) Eine hoch elaborierte, in seiner fragmentarischen Dichte kryptisch bleibende Sprech-Spiel-Choreografie ist daraus geworden, die Mythen und Stile zu verknüpfen sucht, auch das Publikum immersiv einbeziehen wollte, lockdownbedingt nun aber nur als Film zu sehen ist. Die Spieler gehen dabei immer gemäßigt, gezielt quer im leeren Raum umher, positionieren sich bedächtig zu Tableaus, schauen sich spannungsreich an und wippen ihre eigenen Rhythmen. Gesucht ist in allem der Chor der Vielen (…).“
Berliner Zeitung, 24.4.2021

“Die Szene im Heizhaus der Uferstudios (Berlin) transformiert den leeren Raum in ein reflexiv-atmosphärisches Spiel, das sich zwischen Choreografie, Sprache und Installation ereignet. (…) Die performative Spekulation über chorische Formen des Zusammenseins liest sich als kritischer Kommentar über die beschädigte Gesellschaft des „Westens“, in der Begriffe wie Solidarität, Ethik oder Gerechtigkeit jede Bedeutung verloren haben und keinen Bezug mehr zur sozialen Praxis herstellen können. (…) die entscheidende Frage: wie kann man zusammen und dennoch anders und divers sein?
Tanzschreiber, 30.4.2021 

“Diverse Dramenkorrekturen”
Beitrag von Eberhard Spreng bei Deutschlandfunk, Kultur heute, 24.4.2021 –> HIER nachhören

Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, Kunststiftung NRW, das LFDK NRW und die Stadt Köln.
In Kooperation mit Akademie Schloss Solitude.

Einblicke aus den Proben:

  • © Florian Krauss
  • © Dirk Baumann
  • © Florian Krauss
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