Auf Wache (R: Lars-Ole Walburg)

© Isabel Machado Rios

Ein Stück Arbeit von Dirk Laucke

Uraufführung

Edith ist neu im Objektschutzgewerbe und sie hat die Sache schnell kapiert: Nachtschichten mit ihrem ‚erfahrenen‘ Kollegen Wasja werden zu langwierigen, erklärungsreichen Geduldsproben. Denn zu Ediths Unglück scheinen Wasjas Ausführungen oft den Boden der Vernunft zu verlassen. Der Sicherheitsmann hat einen eigenwilligen Hang dazu, alles in Frage zu stellen und mittels „psychologischer Betrachtung“, wie er es nennt, den Dingen auf den Grund zu gehen: Beispielsweise warum das Wort ‚Heim‘ ein so beliebtes deutsches Wort ist, das sowohl für so widersprüchliche Wörter wie ‚Heimat‘ als auch ‚Senioren- und Asylbewerberheime‘ verwendet wird.

Darüber hinaus ist Wasja eine Art Prepper, Selbstversorger. Er wappnet sich für den Ernstfall und trägt eine selbstgebaute Waffe mit sich herum. Doch als die wenig später auf einen mutmaßlichen Einbrecher abgefeuert wird, der in Nacht und Nebel verschwindet, gerät Ediths Weltbild vollends ins Wanken. Sollten sie nicht nachschauen, ob der Einbrecher verletzt wurde? Wieso überhaupt ein „er“? Was tut sie hier überhaupt – die da drinnen beschützen oder die da draußen? Wo ist denn nun der Feind?

Segregation, Einschluss und Ausschluss sind auch im krisengeschüttelten 21. Jahrhundert dominierende Prinzipien der Gesellschaftsordnung. Auf Wache ist ein tragikomischer ethischer Streit über Freiheit und (ihre) Grenzen mit Fokus auf jenen, die zwischen der vermeintlichen Zivilisation und der angeblichen Wildnis stehen. Mit herzerwärmend witzigen Figuren.

Dirk Laucke schreibt seit 2005 Theaterstücke mit Fokus auf sozialer Ungleichheit, Rechtsradikalismus und Rassismus. Seine preisgekrönten Stücke bestechen durch Charaktere, die oft widerständige Verlierer- und Außenseiter:innen dieser Gesellschaft sind. Er schreibt außerdem Romane und Hörspiele, u. a. für den ARD Radio Tatort sowie für die TV-Serie Warten auf’n Bus (rbb).

Regie, Bühne: Lars-Ole Walburg
Kostüme: Lars-Ole Walburg, Ama Tomberli
Musik und Komposition: Felix Stachelhaus
Dramaturgie: Dirk Baumann

Mit: Lisa Natalie Arnold, Annalena Haering, Hagen Oechel

Aus den Kritiken:

(…) Auf der Kasseler Studiobühne TiF inszeniert Lars-Ole Walburg, der sich auf das Spielerisch-gewitzte von Lauckes Dialogen einlässt, der dem Trio auf der Bühne Raum gibt, im Typischen doch ganz eigensinnig zu sein, und er den etwas kompliziert erzählten Handlungsverlauf beschwingt darlegt. (…)”
Frankfurter Rundschau

(…) Dirk Lauckes artifizieller Realismus mit Schnauze trifft auf Lars-Ole Walburgs spielerische Abbildverweigerung. Das passt. (…)”
nachtkritik.de

“(…) Viele Requisiten braucht das muntere Duo nicht, um uns mitzunehmen auf eine Tour ums eingezäunte Heim und durch ihr Leben, das sie mit viel Größe und einigem Witz meistern. Ein düsteres Kapitel, aber ein strahlender Abend. (…)”
Göttinger Tageblatt

 

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