Endspiel (R: Kay Voges)

© Birgit Hupfeld/hupfeld.org

Ein Stück in einem Akt von Samuel Beckett

Schauspiel Dortmund

Die Produktion wird am Volkstheater Wien 2021 wiederaufgenommen, siehe Infos auf der Website des Volkstheaters hier!

Deutsch von Elmar Tophoven

Samuel Becketts weltberühmtes Schauspiel über Hamm und seinen Diener Clov: ein clowneskes Gespann am Ende der Zeit. Der eine ist blind und kann nicht laufen, der andere kann sehen, aber nicht sitzen. Ersterer sieht die Welt durch die Augen des anderen und dieser mit dem Fernrohr durch die Fenster die Außenwelt: auf der einen Seite die menschenleere Landschaft, auf der anderen Seite das unendlich graue Meer. Aufeinander angewiesen, haben sie nichts Besseres zu tun, als sich wieder und wieder zu streiten und gegenseitig aufs Korn zu nehmen: geistreich, bissig, intelligent.

Dieser Klassiker des Absurden Theaters strahlt bis in unsere Gegenwart: In Wolfram Lotz’ Einige Nachrichten an das All begegnen wir Hamm und Clovs geistigen Enkeln Lum und Purl wieder. Die beiden Schauspieler Frank Genser und Uwe Schmieder purzeln mitsamt Kostümen und Bühnenbild direkt von der Leinwand aus dieser Inszenierung in Becketts Endspiel hinein.

Mit: Frank Genser, Uwe Schmieder

Regie: Kay Voges
Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch
Kostüme: Mona Ulrich
Dramaturgie: Dirk Baumann, Thorsten Bihegue

Aus den Kritiken:

„Die Regie überzieht und überzeichnet effekt- und deshalb affektvoll. […] Lum und Purl sind auf der Beckett-Bühne ebenso sehenswert grotesk-traurige Figuren wie auf der Lotz-Leinwand. […] Spannend ist die Zusammenführung beider Abende. […] Mit seiner Beckett-Inszenierung bekennt sich Voges wieder zum möglichen Theater.“
nachtkritik.de

„Die Zuschauer der Premiere erlebten eine tief bewegende, tragikomische Groteske mit zwei fantastischen Schauspielern. Hamm und Clov heißen die beiden Anti-Helden im Text von 1957. Voges nennt sie Lum und Purl, denn die Darsteller Frank Genser und Uwe Schmieder treten als jenes clowneske Paar auf, als das sie schon im Film ,Einige Nachrichten an das All’ die Herzen gewannen. […] Voges verfremdet die Nicht-Handlung mit so viel technischer Raffinesse, dass man 80 Minuten lang staunt. Fast jeder Schritt, jede Aktion erzeugt seltsame, mal laute, mal lustige Geräusche und Lichteffekte. Genser und Schmieder suchen Trost und entwickeln darin den Charme und die Komik trauriger Clowns. Beide zeigen eine grandiose Leistung bis zur physischen Erschöpfung.“
Ruhr Nachrichten

„Aus Hamm und Clov sind Lum und Purl geworden, doch Beckett ist Beckett geblieben. Im Studio des Dortmunder Schauspiels geht Samuel Becketts Einakter ‚Endspiel’ richtig unter die Haut – und in die Ohren. […] Man übertreibt nicht, wenn man konstatiert: Was die beiden da veranstalten, ist schlicht und einfach genial. Der Sounddesigner Mario Simon […] markiert jeden Schritt, jede Bewegung mit einem Laut aus seinem Geräusche-Repertoire, dass es nur so steppt und knarzt, rattert und scheppert, die ganze schöne Vorstellung lang. Selbst wenn Purl seinen Kiefer zurückschiebt, ist das mit ‚Musik’ verbunden. Keine vorgefertigten Geräusche, alles live und sekundengenau. Verblüffend. […] Ein Beckett als ‚Auskopplung’ aus dem Stück eines jungen deutschen Dramatikers? Kein Problem, wird sich Voges gedacht haben – in einer Welt, in der eh alles ‚verdreht’ ist. Und wenn das zu solch überzeugenden Resultaten führt.“
Westdeutsche Allgemeine Zeitung/Westfälische Rundschau

 

  • © Birgit Hupfeld/hupfeld.org